Über das Leben in der mecklenburgischen Pampa und ein bisschen Mittelalter

Category: Mittelalter

Leinenstoff in der Mittelalterkleidung

Was ist Leinen?

Leinen wird aus Fasern der Flachspflanze hergestellt. Flachs (Linum usitatissimum) ist eine Pflanze, die eben für die Gewinnung von Leinenfasern und auch für die gesunden Leinsamen angebaut wird. Auch das Leinöl, das aus den Leinsamen kalt oder warm gepresst, wird aus dieser wunderbaren vielseitigen Pflanze gewonnen.

Wie wurde Leinen hergestellt?

Um Leinenstoff zu erhalten, waren auch damals schon wiederum einige Verarbeitungsschritte notwendig, die auch schon im Mittelalter unter Handarbeit vollzogen wurden.

Die Flachsernte

Zunächst wurden die Flachspflanzen gerauft, das heißt es wurde möglichst lange Stiele der Pflanze inklusive der Wurzeln geerntet. Somit konnte man sicherstellen, dass möglichst lange Fasern gewonnen werden konnten. Flachs ist bei der Ernte ungefähr einen Meter hoch.

Entfernen der Samen

Zum Trennen der Fasern von den Samen wurde der getrocknete Flachs zunächst durch einen sogenannten Riffelkamm gezogen, hier fielen schon die meisten Leinsamen ab.

Das Rotten – Wässern der Stängel

Die verbliebenen langen Stengel waren nun von den wertvollen Samen getrennt und konnten ihren nächsten Verarbetungsschritt zu einer Stofffaser antreten. Beim Rotten wurden sie entweder bei nasser Witterung auf einer Wiese ausgelegt oder auch in nahegelegenem Wasser, einem Teich zum Beispiel, eingelegt.

Dies diente dem Aufweichen und Trennen der harten holzartigen Schicht der Flachspflanze von der zu gewinnenden weichen Faserschicht, aus der der Leinenstoff für die Mittelalterkleidung hergestellt wurde.

Das Trennen der Fasern

Nach dem Trocknen konnten die holzartigen Bestandteile durch das Brechen und Hecheln von den weichen Fasern getrennt werden. Zuerst werden die groben harten Teile entfernt um danach die verbliebenen Fasern durch eine Art Nagelbreitt zu ziehen – das Hecheln. So wurden die weichen Fasern für den nächsten Schritt, dem Spinnen zu einem Garn, vorbereitet.

Das Spinnen – von der Faser zum Garn

Die reinen Flachsfasern konnten nach dem Gätten zu Garn versponnen werden. Das heutzutage uns bekannte Spinnrad ist allerdings eine relativ moderne Erfindung –das Spinnrad mit Fusspedal kam erst im 16. Jahrhundert, also zum Ende des Mittelalters beziehungsweise fast schon in der Renaissance auf.

Wie wurden die Flachsfasern also für mittelalterliche Gewandungen gesponnen? Mit der Handspindel, die es bereits bei den alten Wikingern gab! Erste einfache Spinnräder kamen zwar im 13. Jahrhundert aus Asien nach Europa, sie wurden jedoch teilweise aufgrund der zunächst geringeren Verarbeitungsqualität in einigen Zünften der Tuchmacher praktisch auf den damaligen „Index“ und waren noch verpönt. Eine weitere Verbeiterung und Verbesserungen im Laufe der Zeit setzten sich dennoch nach und nach durch.

Das Weben – Der Stoff entsteht

Die nun zu Leinengarn gesponnenen Flachsfasern konnten nun zu Stoffbahnen gewebt werden. Erste Webstühle gab es bereits seit der Steinzeit, hier sind bereits Gewichtswebstühle zur Stoffherstellung nachgewiesen.

Die Breite der Stoffbahnen wurde damals dabei so bemessen, dass die Breite dem späteren Träger angepasst wurde. Einfache Tuniken oder Kleider im Mittelalter wurden aus einer einzigen Stoffbahn – idealerweise ohne Verschnitt – genäht. Durch die vielen Verarbeitungsschritte und den hohen Zeitaufwand waren Stoffe sehr kostbar und es wurde nichts verschwendet. Die Schnittmuster oder die einzelnen Schnittteile konnten geometrisch so angeordnet werden, dass die ganze Stoffbahn genutzt werden konnte.

Eine Beispielskizze für einen Zuschnitt, andere Varianten sind ebenso möglich:

Wo wurde Leinen eingesetzt?

Leinenstoff wurde im Mittelalter vielfältig eingesetzt. Durch seine Strapazierfähigkeit und den angenehmen Tragekomfort trugen die Menschen im Mittelalter Unterkleider aus Leinen als eine Art Unterwäsche. (Ja, nur mit einem Unterkleid auf dem Mittelaltermarkt ist wie in Unterwäsche umherlaufen 😆 )

Zudem bestanden die Überkleider beziehungsweise die Oberbekleidung eher aus Wollstoffen. Ein Vorteil durch das Leinen war eben die Überbekleidung zu schützen und akklimatisierend zu wirken. Leinen kann viel Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich feucht anzufühlen und gibt dabei diese Feuchtigkeit wieder an die Umgebung ab. Also ist Kleidung aus Leinen auch im Hochsommer angenehm zu tragen und die eventuell kratzige Wollschicht von der Haut abzuhalten.

Zudem wurde Leinenstoff auch für die vielfältigsten Einsatzgebiete verwendet, ob als Tücher für diverse Einsatzzwecke als Kopftuch oder als Bettleinen, Säcke beziehungsweise auch als Leinwand für Gemälde, daher stammt auch der abgeleitete Name „Leinwand“.

Farben im Mittelalter

Farben der mittelalterlichen Kleidung

Im Mittelalter spielten Farben eine wichtige Rolle in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Die verschiedenen sozialen Schichten wurden auch durch die Kleidung und die Bedeutung der verschiedenen Farben abgebildet. Hierbei wurde unter anderem auf die mittelalterliche Kleiderordnung geachtet.
Die Herstellung und Färbung von Stoffen war ein aufwendiger Prozess, der je nachdem den Wert der Kleidung erhöhte.
Zum Beispiel wurde durch die Verwendung von Rot und Gold in königlicher Kleidung Macht und Reichtum demonstriert, während der bäuerlichen Landbevölkerung nicht alle Farben erlaubt waren.
Dies bedeutete jedoch nicht, dass die Bauern nur in tristen Grau- oder Erdtönen umherliefen – durch das Wissen über Pflanzenfärbung trugen Bauer durchaus
(vielleicht nicht gerade auf dem Feld) auch farbenfrohe Kleidung. Nur nicht gerade die dem Adel vorbehaltenen Farben und regional auch nicht gerade gelb,
da gelb in einigen (nicht allen!) Regionen als Farbe für bestimmte Etablissements galt.

Das einfache Volk im Mittelalter trug eher einfachere Materialien, die leicht zu beschaffen waren. So waren Gewandungen aus Leinen, gerade die Unterkleider,
die direkt auf der Haut getragen wurden. Darüber trug man Übergewänder aus Wolle, die je nach Jahreszeit aus dünnerem oder dickerem Wollstoff gewebt waren.

Der Adel dagegen konnte sich je nach Stand und Status schon relativ früh exklusivere Stoffe, zum Beispiel Seide, aus anderen Ländern beschaffen und hatte auch Zugang zu feiner gewebten Stoffen und Färbemethoden.

Die Farben der Kleidung hatten auch eine symbolische Bedeutung. Weiß galt als Zeichen der Reinheit und Unschuld, während Schwarz Trauer und Tod repräsentierte.
Rot wurde oft mit Liebe, Leidenschaft und Kraft in Verbindung gebracht, während Blau Ruhe und Göttlichkeit symbolisierte.
Grün, als Farbe der Natur und des Wachstums, konnte verschiedene Bedeutungen haben, einschließlich Fruchtbarkeit und Hoffnung.

Das Färben war im Mittelalter je nach Farbton schwierig und aufwändig. Die Pigmente wurden aus einer Vielzahl von Materialien gewonnen,
darunter Mineralien, Pflanzen und sogar auch Tiere. Diese Rohstoffe mussten gemahlen und mit geeigneten Bindemitteln gemischt werden, um haltbare Farben zu erzeugen. Die begrenzten Möglichkeiten und die Verfügbarkeit der benötigten Materialien machten die Herstellung von Farben zu einer Herausforderung.